Wie die absoluten Ideale Wahrheit und Freiheit Demokratie verursachen


Die Freiheit eines Menschen unterteilt sich zunächst in die körperliche und die geistige Freiheit. Erstere kann als Fortbewegungsfreiheit und Bewegungsfreiheit verstanden werden und ist leicht zu erfassen.
Letztere erfordert eine nähere Betrachtung des Individuums innerhalb seiner Lebensumstände.
Treffen sich nicht sozialisierte Wesen gleicher Art und Stärke spontan, so werden zwischen ihnen erkennbar Regelungen getroffen, welche die doppelte Kontingenz zu überwinden geeignet sind.

Verfestigen sich getroffene Regelungen zu generellen Konventionen, ist eine Gesellschaft entstanden, die weiter fortentwickelt wiederum neue Mechanismen schafft, Regeln aufzustellen, deren Einhaltung zu überwachen und Überschreitungen zu reglementieren. Diesen entsprechen legislative, exekutive und der judikative Gewalt. Im Gefüge einer Gesellschaft ist dem Individuum damit ein Teil seiner Aktionsfreiheit zugunsten der Einflüsse des sozialen Systems auf seine Teilnehmer genommen. Durch die Minderung doppelter Kontingenz und der daraus resultierend verbesserten Lebensqualität, bereichert durch die Möglichkeit der Arbeitsteilung, akzeptiert jedes durchschnittliche Individuum die Einschränkung seiner Handlungsvarianten.

Der komplex entwickelte gesellschaftliche Regelungsapparat soll sich Idealerweise durch die freiwillige Teilnahme der Individuen legitimieren. Die freie Willensentschließung wird jedoch gerade durch den zu legitimierenden Komplex beeinflusst.
Voraussetzung für die ideale Legitimation ist die vollständige Transparenz des Systems und die Kenntnis seiner Individuen über den unsozialisierten eigenen Willen. Das transparente System entsteht durch absolut wahre Kommunikation aller Teilnehmer und Begrenzung der Komplexität auf ein für jedes Individuum erfassbares Maß.

Die Freiheit anders zu denken und die Freiheit falsch zu denken, basiert auf der Toleranz anderer, den Fehler auch bei sich als möglich zu akzeptieren. Die Sozialisierung muss also von Freiheit und Fallibilismus als unumkehrbare Ideale geprägt sein, um die Erkenntnis über den fiktiv uneingeschränkten Willen dem Individuums zu ermöglichen.

Die ideale Kontrolle des sozialen Apparates ist deshalb nur durch systemimmanente freiheitliche Ideale möglich, dann aber die Regel.
Ein stabiles soziales System wird unter freiheitlichen Maßstäben nur dann von Dauer existieren, wenn die eingerichteten Machtinstitutionen dem Willen der Mehrheit entsprechen. Einem freiheitlichen sozialen System entspringt somit grundsätzlich ein demokratischer Gesellschaftsaufbau. Einer populistischen Verführung der Mehrheit wirkt die konsequente Einhaltung der Wahrheit in allen Äußerungen und Darstellungen entgegen.

Stefan Wischnowski Berlin, 10.10.2003